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Georg Schulz

Georg Schulz 1906 – 1990

Forscher – Musiker – Autodidakt

Diese Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen: Maler, Photograph, Cellist, Kunsttheoretiker, Literaturliebhaber, Instrumentenbauer, Tierfreund, Familienvater, und, und, und. Georg Schulz war vor allem Landschaftsmaler im besten Sinne des Wortes, ein Naturliebhaber, ganz durchdrungen von der intensiven Leidenschaft, das eigene Naturerleben und -verständnis bildkünstlerisch zu erfassen. Die Natur war in seinem Leben allgegenwärtig und so war er immer und überall ihren Geheimnissen auf der Spur und machte dementsprechend die Naturwissenschaften zu seinem Beruf. Sein Bestreben, Wasser wieder seiner natürlichen /ursprünglichen Form zuzuführen, fand Ausdruck in einer Erfindung, den sog. Schulz‘schen Türmen, einem Verfahren zur biologischen Aufbereitung von Trinkwasser. Vorbild war auch da wie so oft die Reinheit der Natur. Überhaupt brauchte Georg Schulz die Natur wie die Luft zum Atmen und nutzte jede Gelegenheit, um in die Natur zu gehen und Kraft zu tanken, oft spät nach Feierabend noch die letzten Sonnenstrahlen zu nutzen, die Stimmung wenigstens noch mit der Kamera einzufangen, oder direkt nach dem Spaziergang in seinem charakteristischen, lockeren und leichten Duktus auf die Leinwand zu bannen. Seine Bilder zeigen oft einsame Spazierwege in gedämpfter Abendstimmung, wie sie sich dem Künstler tatsächlich erschlossen haben mögen, unberührte Natur in vermeidlicher Harmonie, die im krassen Gegensatz stand zum Zeitgeist des sozialistischen Realismus. In einer Zeit des Mangels und Überlebenskampfes erscheint der Wunsch nach einer „heilen Welt“ und unberührten Natur (vielleicht auch des Menschen) nur allzu verständlich, besonders nach den traumatischen Erfahrungen der beiden Weltkriege, an denen Georg Schulz zwar nie in vorderster Front beteiligt war, die ihn aber doch tief erschüttert haben müssen. So fand er Zuflucht in der Natur und nutzte instinktiv deren heilende Kraft und therapeutische Wirkung. Das heute so beliebte „Waldbaden“ hätte Georg Schulz niemand erklären müssen, er tat es fast täglich aus einem inneren Bedürfnis heraus, um Kraft zu tanken, das Naturerlebnis, die Stimmung und den Augenblick zu erfassen, gleichsam in sich aufzusaugen, und seine tiefe Verbundenheit und emotionale Berührtheit zum Ausdruck zu bringen.

Bereits in seiner Studienzeit in Berlin verkehrte Georg Schulz in Künstlerkreisen und machte erste Aquarellstudien. Sein Interesse war schon früh breit gefächert, angefangen von seinem Engagement im Literaturkreis Else-Lasker-Schüler über seine Beschäftigung mit den Komponisten der Barockzeit, allen voran Johann Sebastian Bach, bis hin zur Astronomie und den „geheimen Kräften, die die Welt im Innersten zusammenhalten“. Auch als Fotograph war Schulz sehr aktiv und produzierte Unmengen von Landschaftsaufnahmen, die er selbstverständlich im eigenen Fotolabor entwickelte, nie aber als Vorlagen für seine Gemälde benutzte, sondern immer als eigenständige Kunstgattung zu schätzen wusste.

Hausmusik war im Hause Schulz an der Tagesordnung und alle Familienmitglieder und Freunde, die ein Instrument spielen konnten oder eine gewisse Grundmusikalität aufwiesen, wurden ganz natürlich in das Geschehen mit eingebunden. Höhepunkte des sozialen Lebens der Familie waren sicherlich die Hauskonzerte, die, ganz in der Tradition der Salons der 1920er Jahre, nicht nur dem Musikgenuss frönten, sondern ein ganzheitliches Kunsterlebnis darstellten. Es wurde gemeinsam musiziert und gesungen mit Georg Schulz am Cello oder an der Gambe, sorgsam ausgewählte Literaturpassagen wurden zu Gehör gebracht, das neueste Gemälde des Gastgebers wurde vorgestellt, es wurde lebhaft diskutiert und in kulinarischen Genüssen geschwelgt. Und dabei konnte man sicher sein, dass der Gastgeber im Vorfeld, ganz im Sinne eines Gesamtkunstwerks, die einzelnen Fäden und Stränge zu einem harmonischen Ganzen gefügt hatte. Und so waren diese Abende für alle Beteiligten auch ein Gesamterlebnis, bei denen die Trennung zwischen Akteuren und Zuschauern aufgehoben war.

Am Ende hatte sich der Autodidakt Georg Schulz ein schillerndes Universum erschaffen, eine Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch, Natur und Kultur aufgehoben waren, und eine ganze Palette an Möglichkeiten, Farben und Schattierungen nur darauf wartete, entdeckt zu werden.

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